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Wieviel Zeit und Zuwendung brauchen Kinder?
Zu der Frage wieviel Zeit man sich für die Familie nehmen sollte, spalten sich die Meinungen. Denn jede Familie besteht aus Persönlichkeiten, die oft sehr unterschiedliche Bedürfnisse haben. Kinder wünschen sich in ihren ersten Lebensjahren, dass ihre Eltern quasi nicht von ihrer Seite weichen. Ihr Bedürfnis nach körperlicher und emotionaler Nähe ist schier unbegrenzt. Mutter und Vater schränken ihre eigenen Bedürfnisse in diesen ersten Jahren stark ein, um sich ganz auf die Kleinen einzulassen. Wie soll man seine Zeit aber am besten einteilen, sodass alle zufrieden sind?
Jede Familie hat ihr eigenes Rezept
Eigentlich sollte man sich fragen: „Wieviel Zeit MÖCHTE ich mir für die Familie nehmen?“. Und vor allem ehrlich für sich selbst beantworten, denn die Antwort muss nicht immer sein: so viel wie möglich. Es gibt Lebensphasen, in denen es wichtig ist, die eigenen Ziele zu verfolgen und eigene Bedürfnisse zu stillen. Je authentischer jedes Familienmitglied kommuniziert, was es braucht und sich wünscht, desto zufriedener wird das Gesamt-Familien-Gefühl. Manche Familien zum Beispiel betreuen ihre Kinder kindergartenfrei und kümmern sich möglichst zu 100% selbst. Es gibt Familien, wo die Kinder von 9-17:00 im Kindergarten spielen und die Eltern Vollzeit arbeiten. Es gibt Familien, wo der Vater die Kinder in der Früh in den Kindergarten bringt und die Mutter abholt. Ihr gemeinsamer Knotenpunkt sind die gemeinsamen Frühstücke und Abendessen. Wenn es sich für alle Familienmitglieder richtig und gut anfühlt, dann ist das toll. Viele Eltern plagt jedoch ein schlechtes Gewissen, weil sie zu wenig Zeit mit ihren Kindern und allgemein der Familie verbringen. Was kann man also daran ändern?
Lebe den Moment!
Auch wenn es nur das 20 Minuten-Frühstück in der Früh ist. Höre deinem Partner/deiner Partnerin aufmerksam zu und frag dein Kind, was es auf das Brot geschmiert haben möchte. Dreht kein Radio oder Hörspiel auf, das ablenken könnte. Seid DA. Im Moment. BEI euren Liebsten! Genau das Gleiche macht dann wieder am Abend. In unserem hektischen Alltagsleben, sind wir leider viel zu oft in unserem Kopf und mit Planung und Aufgaben beschäftigt, anstatt im Hier und Jetzt. Gerade aber unsere Lieblingsmenschen verdienen unsere volle Aufmerksamkeit. Versucht euch gegenseitig daran zu erinnern. Diese vorgelebte Aufmerksamkeit gebt ihr auch an eure Kinder weiter.
Rituale schaffen!
Kinder lieben und brauchen Rituale. Es gibt ihnen und auch uns Erwachsenen Sicherheit und das Gefühl von etwas Fixem, das immer wiederkehrt. Sei es ein gemeinsames Frühstück jeden Tag oder das abendliche Vorlesen im Bett: die Kinder freuen sich richtig auf diese täglich gleichen Abläufe. Es ist auch einfach Kinder in Alltagsrituale wie den Abwasch, das Anziehen oder die Vorbereitung des Frühstücks oder Abendessens einzubinden, wenn sie wissen, dass es jeden Tag zur gleichen Zeit wiederkehrt. Denn Kinder lieben es zu helfen und zwar genau bei diesen Alltagsarbeiten wie Staubsaugen, Geschirrspüler einräumen oder Wäsche ein- und ausräumen. Auch die gemeinsame Verrichtung von alltäglichen Hausarbeiten ist „Qualitätszeit“, wenn man es zulässt. Auch Jesper Juul, der berühmte Familientherapeut, schwört auf das gemeinsame Essen und hat dem Thema sogar ein eigenes Buch gewidmet.
Ist eine Veränderung notwendig?
Viele Mütter und Väter sind von ihrem Alltag so durchgeschüttelt und vom Gefühl gejagt, dass sie ständig nur von A nach B jagen und ihre Kinder antreiben. Bleibt dieses Gefühl auch nach dem Versuch den Alltag zu verändern und der Umverteilung von Aufgaben (zB: vielleicht ist es einfacher, wenn der Papa die Kinder in der Früh bringt und die Mama früher zu arbeiten beginnt und dafür früher nach Hause kann ODER vielleicht können die Großeltern öfter einspringen?!), ist es vielleicht sinnvoll sich zu fragen, ob man die Arbeitssituation oder Betreuungssituation verändern kann, will und soll. Folgende Fragen könnte man sich stellen:
- Können ich oder mein Partner die Stunden in der Arbeit reduzieren?
- Ist Homeoffice möglich?
- Gefällt mir mein Job oder ist es mir wichtiger einen zu finden, der mit meiner Familie besser vereinbar ist?
- Wollen wir zur Unterstützung einen Babysitter oder eine Haushaltshilfe in der Familie aufnehmen (denn oft sind Großeltern nicht mehr fit genug oder wohnen auch nicht in der Nähe)?
Von Kurswahnsinn und Freizeitstress
Kinder sind neugierig und lernen gerne. Vor allem in den ersten Lebensjahren erlernen sie (scheinbar mühelos) ihre Muttersprache, zu Krabbeln und zu Gehen, mit den Fingern und später dem Besteck zu hantieren und tausende andere Dinge, die sie für ihren Alltag brauchen. Ab dem 4. Lebensjahr, spätestens aber ab der Volksschule haben die meisten Kinder schon sehr genaue Vorstellungen, was ihnen gefällt und die ersten Hobbies entstehen. Die meisten Eltern suchen dann passende Kurse für ihre Kinder. Wenn aber irgendwann von fünf Wochentagen 3 oder 4 vollgestopft sind mit Kursen (aller Familienmitglieder), entsteht Stress und das Gefühl im Alltag zu rotieren und keine ruhige Minute mehr zu haben. Vor allem dem freien Spiel und dem „In den Tag hineinleben“ werden Kreativität und eine entspannende Wirkung nachgesagt. Vielleicht wäre es dann gut, einen Kurs zu streichen und wieder mehr Raum zu lassen für diese „PAUSEN“; wie auch immer man die Zeit dann gestalten möchte.
Familienrat!
Wie wäre es, wenn man sich einmal im Monat 1 Stunde Zeit nimmt, wo ALLE Familienmitglieder zusammenkommen? Es kann über Aktivitäten, Wünsche, Verbesserungen, Ärgernisse, Bedürfnisse geplaudert werden und JEDER kann zu Wort kommen. Vielleicht wünscht sich Kind 1 im nächsten Monat mehr Zeit mit Freundinnen, und der Papa möchte öfter mal Zeit haben seine eigene Musik zu machen. Vielleicht möchte die Mama ihre Kinorunde wieder aktivieren oder eine tolle Fortbildung machen. Wenn man regelmäßig zusammenkommt und jeder seine Wünsche und Bedürfnisse anspricht, verbessert sich das gesamte Familienklima.
Wer – Was – Wie – Wo – Wann! Zeitmanagement und Organisation
Obwohl sich eine Familie nicht in eine starre Organisation drängen lässt und reines Zeitmanagement die Qualitätszeit nicht garantieren kann, ist es dennoch wichtig sich Aufgaben zu teilen und schriftlich festzuhalten: nämlich Wer Was Wann und Wo übernimmt. Dann kommt es auch selten zu Missverständnissen, denn im hektischen Alltag mit Kindern gehen mündliche Vereinbarungen oft unter. Überlegt euch wer am besten was übernimmt, denn mit ein bisschen Strategie kann wertvolle Zeit miteinander geschaffen werden. Auch Arbeit und Familienleben lassen sich so viel besser unter einen Hut bringen.