Hallo, wie bekomme ich meinen 3 jährigen sauber? Er lehnt es komplett ab aufs WC oder Töpfchen zu gehen und möchte es nicht mal probieren. Danke!
Hallo, vielen Dank für deine Frage.
Viele Kinder haben den 3. Geburtstag hinter sich und zeigen keine Anzeichen, dass sie aufs Töpfchen gehen wollen. Wichtig ist, dass du dich und deinen Sohn nicht unter Druck setzt. Du kannst, bzw. besser gesagt, du musst gar nicht viel tun, außer Geduld haben und warten, bis dein Sohn selbst bemerkt, wann er aufs Klo muss.
Remo Largo sagte dazu:
„Ein früher Beginn und eine hohe Intensität der Sauberkeitserziehung beschleunigt die Entwicklung der Blasen- und Darmkontrolle nicht.“ Und: „Das Alter, in dem die Kinder sauber und trocken werden, wird durch die individuelle Reifung bestimmt.“
Bemerkt er denn schon, wenn die Blase voll ist? Viele Kinder verstecken sich dann ganz bewusst, wenn sie müssen. Sie hocken sich unter den Tisch, in eine Ecke und wollen alleine sein. Oder sagt er schon, dass er in die Windel gemacht hat, nachdem es passiert ist? Achte einmal auf die folgenden Anzeichen, denn schon lange bevor dein Kind zum ersten Mal auf dem Topf sitzt signalisiert es dir, dass es zu diesem Schritt auch schon bereit ist:
- Dein Kind kann sich selbst an- und ausziehen
- Dein Kind zeigt Interesse am Klo/Töpfchen
- Dein Kind versteckt sich, wenn es mal muss
- Dein Kind möchte keine Windel mehr tragen
Erst wenn du bei deinem Sohn diese Anzeichen entdeckst ist es Zeit, den ersten Topf, einen Toilettensitz und vielleicht auch ein paar Bücher zu besorgen.
Für Kinder ist es ein schwieriger Vorgang, die Blasenkontrolle zu erlernen und es ist deutlich komplizierter, als wir Erwachsene das annehmen. Es geht dabei darum, dass das Gehirn die Aktivität der Blase wahrnehmen muss, um die Muskelarbeit zu koordinieren. Der Prozess des Sauberwerdens besteht aus mehreren kleinen Unterpunkten, die alle zusammenspielen müssen:
1. Wahrnehmung eines Druckgefühls in Blase bzw. Anus
2. Zusammenhänge zwischen Wahrnehmung und Entleerung erkennen
3. Signalisieren, dass man mal muss
4. Kontrolle über den Schließmuskel
5. Das Kind muss in der Lage sein, Handlungen aufzuschieben
6. Motivation, die Toilette aufzusuchen
7. Selbständigkeit
Mit 3 Jahren muss dein Sohn das noch nicht können. Gesunde Kinder entwickeln diese Fähigkeit bis zum 5. Lebensjahr. Jedes Kind ist anders – so ist das eine Kind schneller sauber, das andere braucht dafür ein bisschen länger. Jetzt, wo der Sommer vor der Tür steht, lass deinen Sohn möglichst viel nackig herumlaufen – vielleicht klappt es so von ganz alleine, wenn er spürt, dass er nass ist. Wenn du ihn nämlich mit den herkömmlichen Wegwerfwindeln wickelst, dann saugen diese die Nässe so auf, dass dein Sohn gar kein Nässegefühl hat. Das ändert sich, sobald die Windel unten ist und es plötzlich rinnt. Es gibt Kinder, die sich damit jedoch unwohl fühlen. Als Alternative könntest du ihm eine Stoffwindel anbieten oder eine Unterhose. Auch wenn diese nass werden, spürt er es.
Habe noch ein wenig Geduld und genieße es auch, dass du deinen Sohn noch nicht daran erinnern musst, auf die Toilette zu gehen. Das kann euch ganz schön stressen – wenn er dazu bereit ist, dann wird es auch klappen. Wenn du diese Geduld aufbringen kannst und auf den richtigen Zeitpunkt wartest, dann tust du deinem Sohn viel Gutes, weil du dich seinem Rhythmus und seinem Tempo anpasst. So respektierst somit seine Geschwindigkeit und seine Entwicklung und gibst ihm nicht das Gefühl, dass er etwas nicht schafft. Sprich nur kurz mit ihm und sag ihm, dass er einfach Bescheid sagen soll, wenn die Blase drückt. Dann geht ihr gemeinsam auf die Toilette oder auf den Topf.
Viele Eltern berichten immer davon, dass sie mit Belohnungssystemen und gezieltem Töpfchentraining Erfolg hatten. Wir möchten von diesen Methoden abraten, denn sie können einen Entwicklungsschritt, zu dem dein Kind noch nicht bereit ist, auch nicht beschleunigen. Wenn du mehr darüber lesen möchtest, dann empfehle ich dir unsere Artikel „Endlich windelfrei: Vom Töpfchentraining und warum es nicht hilft“ und „Belohnungssysteme: Warum unsere Kinder keine Herzchen, Sternchen & Co. brauchen“.
Mein Tipp: Geduld, Geduld und nochmals Geduld. Bloß keinen Druck. Jedes Kind ist anders, jedes Kind hat sein eigenes Tempo. Wenn dein Sohn noch nicht bereit ist, dann wird jedes noch so lieb gemeinte Training mit Stickern und Belohnungen nicht funktionieren – dann ist Frustration vorprogrammiert. Und es kann die Situation sogar noch deutlich verschlimmern. Entscheidend ist, dass auch dein Sohn bereit ist du aus freien Stücken mitarbeitet. Und wenn es dann soweit ist, zeigen wir dir hier noch 5 nützliche Dinge, wenn dein Kind sauber wird.
Alles Liebe,
Daniela von welovefamily