Neulich haben eine liebe Freundin und ich es endlich geschafft, dass wir uns treffen. Wir konnten gemütlich eine Tasse Tee und Kaffee trinken, während unsere Zwerge spielten. Ihre Tochter, nennen wir sie Clara, ist 4 Jahre alt und die perfekte Babysitterin für unser Zwergi. So liebevoll, geduldig und rücksichtsvoll, wie sie ihn „bemuttert“ und gleichzeitig ermutigt „etwas Neues auszuprobieren“ habe ich selten bei einem kleinen Mädchen gesehen. Ich finde sie einfach entzückend!
Claras Einschlafprobleme
Etwas später erzählte mir meine Freundin, dass Clara Angst vorm Schlafen gehen hat. Ich muss zugeben, ich war überrascht – sie wirkte auf mich nicht ängstlich. Aber es war ja Tag und nicht Nacht!
Sie erzählte weiter, dass Clara jeden Abend aus verschiedenen Gründen nicht schlafen gehen will: einmal hat sie Bauchweh, dann hat sie Durst, dann ist das Licht zu hell, dann ist es einmal zu dunkel, dann ist sie nicht müde, kann nicht schlafen, dann sind Monster unter ihrem Bett und und und… . Es gab immer einen Grund, warum Clara nicht ins Bett gehen wollte.
Bis meine Freundin ihre Tochter fragte, warum sie nicht schlafen gehen will. Da sagte die Kleine: „Mama, ich habe Angst vorm Schlafen gehen“.
Ich merkte meiner Freundin an, dass sie nicht wusste, wie sie mit diesem Thema umgehen soll.
Angst vorm Schlafen gehen?
Deshalb sprachen wir lange über das Thema schlafen gehen und Angst haben. Ich packte all mein Fachwissen aus, und gleichzeitig kontaktierte ich meinen lieben Kollegen Peter Niessl, MSc (Psychotherapeut), damit wir auch eine fachgerechte Aussage bekamen. Nicht das wir Muttis aus emotionalen Gründen – die auch berechtig sind, in meinen Augen – mit dem Thema in eine falsche Richtung gehen. Wir alle haben blinde Flecken, die uns bei gewissen Themen hindern voranzukommen– warum also nicht einen Experten zu Rate ziehen! Peter stand uns toll zur Seite. Seine Antworten zu unserem Thema Angst findet ihr unter Rat gefragt.
Nach dem Gespräch mit Peter stand für uns fest: Kinder haben Ängste, die wir nicht immer nachvollziehen können. Aber wichtig ist, dass wir diese Ängste ernst nehmen. Und wenn ein Kind Angst hat, dann braucht es Verständnis. Eine große Dosis Verständnis!
Wir überlegten uns einiges, um Clara das Schlafen gehen angenehmer zu machen:
- Meine Freundin wollte am Abend, wenn sie alleine waren, nochmals über das Thema Angst sprechen. Wie sie selbst mit ihren Ängsten umgeht, denn sie ist das Vorbild ihrer Tochter. Und gemeinsam wollte sie mit Clara überlegen, wie sie mit den Situationen zukünftig umgehen. Denn es gibt sicher auch andere Situationen, bei denen Clara Angst bekommt. Ziel ist es, dass Clara auch ängstliche Situationen meistert und es ihr dabei gut geht!
- Wenn meine Freundin mit Clara darüber spricht, will sie ihr auch aufbauend und motivierend sagen: „Ich verstehe, dass du Angst hast. Du kannst deine Angst überwinden, wenn du dich ihr stellst. Ich werde dir dabei helfen!“
- Weiters überlegten wir uns, wie das Zu-Bett-gehen mit einem schönen Ritual verbunden werden könnte. Damit alle Monster und böse Geister verschwinden, wird ein selbst hergestelltes Lavendelwasser im Raum versprüht. Wir nannten ihn Stop-Monster-Spray! (Die genaue Anleitung und wie du den Spray selber machen kannst, findest du bei unseren Spielen)
- Wer hört und liest nicht gerne Heldentaten. Märchen und Gute-Nacht-Geschichten eigenen sich dafür perfekt . Clara bekommt heute eine ganz besondere Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen.
Nach diesem Nachmittag lag ich noch lange wach und dachte über das Thema Angst nach. Es ist kein einfaches Thema, da wir alle irgendwann mal Angst haben. Angst ist ja auch eines unserer Urinstinkte. Generell bin ich der Meinung, dass es gut ist, dass es dieses Gefühl gibt, denn dieses Gefühl soll uns ja vor Gefahr schützen. Aber in dem Moment, wo wir Angst haben, könnten wir diesem Gefühl nichts Positives abgewinnen. Es ist einfach da und macht etwas mit uns. Jeder reagiert anders, manche sind blockiert, manche laufen davon, manche sind starr vor Schreck, manche überspielen das Gefühl – wie schon geschrieben: jeder reagiert anders, wenn er oder sie ängstlich ist. Dass wir in einer Zeit leben, wo wir laut aussprechen „dürfen“, dass wir Angst haben, macht zwar einiges einfacher, trotzdem ist die Angst da.
Wie denkt ihr über das Thema Angst?