Meine Kinder haben eine besondere Begabung: Sie halten ihr Kinderzimmer immer ordentlich. Ja wirklich! Es ist dort blitzblank: Die Bücher stehen sortiert im Regal, die Stifte befinden sich in den Stiftehaltern, die Puppensachen verschwinden in der Spielkiste. Da liegt nichts herum. Auf ihr Zimmer achten sie. Es schaut aus wie im Bilderbuch. Ohne Voranmeldung könnte Ikea vorbeikommen und für den neuen Katalog die Fotos schießen. Man würde keinen Unterschied sehen ob Möbelhaus oder unsere Kinderzimmer. Mit Chaos im Kinderzimmer haben wir kein Problem. Das kann ich mit Stolz sagen.
Kein Wunder, denn die Spielsachen verteilen sich:
Im Wohnzimmer. Oder in dem Zimmer, das einmal das Wohnzimmer war.
Unser persönliches Schlachtfeld der Wohnung. Ich habe schon überlegt den Fernseher ins Kinderzimmer zu tragen und dort die Wohlfühlatmosphäre zu genießen, denn wer unser Wohnzimmer betritt, könnte auch gleich auf einen Minenfeld gehen. Dafür ist man dann gut gerüstet. Kleine Legosteine, die sich so schön die Fußsohle bohren liegen neben den Murmeln der Kugelbahn. Dazwischen steht der schiefe Turm von Pisa als Kaplakunstwerk, auch Schwesterngefängnis genannt, denn sie wurde darin eingebaut. Ab und zu reichen wir ihr ein Stück Brot und Wasser. Zwischendurch kommst du dann an der Duplo Eisenbahnstrecke vorbei, die sich quer durch das Wohnzimmer erstreckt und bei einer Kugelbahn endet, die beim ersten Luftzug lautstark zusammenkracht. Als wäre das nicht schon genug, hausen dazwischen noch Schleich-Elfen und ihre Pferde, die ganz große Abenteuer erleben. Kurzum: Alle Schätze des Kinderzimmers haben im Wohnzimmer ihr neues Zuhause gefunden.
Weil die Kinder auf ihre Kunstwerke unglaublich stolz sind, fragen sie jeden Abend: Mama, können wir unsere Sachen stehen lassen?
Kann ich ja verstehen, sie haben sich ja auch wirklich Mühe gegeben, die nervende kleine Schwester im Kapla-Turm einzusperren. Zumindest haben sie das Problem kreativ gelöst. Das verdient ja auch Bewunderung. Andere Kinder zanken sich und reißen sich an den Haaren – da habe ich ja friedfertige Exemplare zu Hause.
Ja, hinter ihrer Spielewut im Wohnzimmer steckte viel Arbeit: Sie haben gebaut, geplant, überlegt, sind ins Rollenspiel versunken, gestritten, Kompromisse gefunden, haben ihre Feinmotorik trainiert, sich konzentriert und waren so im Spiel, dass sie sogar auf das Abendessen verzichtet haben. Sie waren im flow. Work in progress.
So toll und lobenswert ich das auch finde und so gut ich gelernt habe das Chaos meiner Kinder nicht als Verunstaltung und Unordnung anzusehen, sondern als kreativen Output, der Wertschätzung verlangt (und verdient), irgendwann möchte ich die Wohnung auch wieder vom Lurch befreien oder ich müsste ihm einen Meldezettel ausstellen.
Erfahrungsgemäß macht den Kindern das Einräumen nicht ganz so viel Spaß wie das Ausräumen. Werden dann noch mehrere Spiele miteinander vermischt, wird es umso schwieriger, den Überblick zu bewahren.
Als Mutter habe ich dann zwei Möglichkeiten:
1. Entweder bestehe ich darauf, dass sie ihre Spielsachen selbst wieder ordentlich (!) wegräumen und gehe das Risiko ein, im 90 Grad Winkel wegspritzende Tränen aufzufangen, weil ich ja sooooo gemein und unfair bin oder
2. ich mache daraus ein Spiel.
Ich wähle den Weg des geringsten Widerstandes und helfe zumindest psychologisch mit, auch, wenn meine innere Überzeugung schreit:
LASS SIE DAS ALLEINE MACHEN!
Unsere Top-7-Aufräumspiele
In den letzten Jahren habe ich so einige Möglichkeiten ausprobiert, wie ich den Kindern das Einräumen schmackhaft(er) machen kann bei möglichst geringem eigenem Aufwand. Und das ist unsere Hitliste – eines der Aufräumspiele zieht immer:
1. Das Ratespiel: Alles, was auf dem Boden liegt, wird unter eine große Decke geschoben. Nun sollen die Kinder nur durch fühlen erraten worum es geht und dann auch gleich in die entsprechende Kiste räumen.
2. Das Würfelspiel: Jedes Kind würfelt abwechselnd. So viele Gegenstände wie Punkte auf dem Würfel sind, muss es dann wegräumen.
3. Ordne zu: Ich nenne ein Adjektiv wie klein, groß, grün, weich etc. und die Kinder sollen bzw. dürfen dazu passende Gegenstände finden und wegräumen.
4. Mit Musik geht’s leichter: Ich bin der Aufräum-DJ sozusagen. Jedes Lied steht für ein anderes Spielzeug, das weggeräumt werden soll. Also Nena für Kaplasteine, Revolverheld für die Kugelbahn und Bernhard Fibich für Duplo. So geht das Aufräumen viel leichter von der Hand und es macht auch noch mehr Spaß. Ist der Boden dann schon langsam zu erkennen, kann diese Form des Aufräumens um Stop-Tanz erweitert werden. Ein Hit, das verspreche ich!
5. Die Quizshow: Ich stelle eine Frage, irgendeine. Vor allem eine, die die Kinder auch beantworten können. Wer es richtig weiß, darf sich einen Gegenstand als Belohnung nehmen und wegräumen. Ich wundere mich auch immer wieder, wie das funktioniert. Aber die Fragen spornen die Kinder an.
6. Die (unpädagogische) Bestechung: Alle Spielsachen werden in der Mitte des Zimmers zusammengeschoben. Jedes Kind bekommt die Aufgabe, einen anderen Bereich wegzuräumen: Also ein Kind Kapla, das andere Duplo, das dritte Kind Puzzleteile. Ganz egal. Wer zuerst mit seiner Aufgabe fertig ist darf bestimmen, welches Dessert es (für alle!) zum Abendessen gibt.
7. Hör genau! Wenn ich eine gute Phase habe, dann erfinde ich eine Geschichte. Jedes Mal, wenn ein Gegenstand aus dem Zimmer genannt wird, muss er weggeräumt werden. Aber da muss ich schon einen guten Tag haben.
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