Hallo,
mein Sohn ist knapp 4 Wochen alt und seit ein paar Tagen schreit er beim Stillen. Jetzt mache ich mir Sorgen, ob er vielleicht nicht satt wird oder ich nicht genug Milch habe. Er tut mir so leid, wenn er so unzufrieden ist. Er will ständig an die Brust, hängt dran, aber ist immer noch unzufrieden. Ich bin verzweifelt und überlege, ob ich nicht zufüttern soll. Was meint ihr? Vielen Dank!
Aus der Entfernung kann ich deine Frage nicht wirklich beantworten, weil ich euch beim Stillen nicht sehe. Daher ist mein erster Tipp: Such dir eine Stillberaterin, die euch zu Hause besucht und euch beim Stillen beobachtet. So hast du gleich eine verlässliche Ansprechpartnerin vor Ort. Stillberaterinnen findest du über AFS oder La Leche Liga.
Ich möchte dir aber ein paar Tipps mit auf den Weg geben, die eure Situation vielleicht entschärfen:
- Achte auf die Hungerzeichen deines Babys: Noch lange bevor dein Baby weint, zeigt es dir schon, dass es Hunger hat. Frühe Zeichen wären, dass es unruhig wird, dass es den Mund öffnet und den Kopf dreht um die Brust zu suchen. Mittlere Zeichen wären ein Strecken, der Mund öffnet sich häufiger, dein Baby ist mehr in Bewegung und es führt die Hand zum Mund. Und kurz bevor es beginnt zu weinen, ist es stark körperlich unruhig, läuft rot im Gesicht an und weint dann auch. Dann ist es bereits höchste Zeit dein Baby zu trösten, damit es sich wieder beruhigt: Nimm es zu dir, kuschelt Haut an Haut, streichle es.
- Beruhigen: Hat sich dein Baby erstmal so richtig in Rage geschrien, dann kann es gut sein, dass es viel zu aufgeregt ist, um an der Brust zu trinken. Je mehr dein Baby angespannt und unruhig ist, desto schwieriger kann das Anlegen sein.
- Schreien beim Stillen: Wenn dein Baby beim Stillen schreit hat es nichts damit zu tun, dass es dich nicht mag oder ihm deine Milch nicht schmeckt. Vielleicht hast du etwas gegessen, das den Geschmack der Muttermilch verändert hat – das irritiert dein Baby natürlich.
- Zu viel Luft im Bauch: Wenn dein Baby vor dem Anlegen bereits viel weint kann es sein, dass es viel Luft im Bauch hat – diese verursachen dann Bauchschmerzen und tun deinem Baby weh. Dein Baby weint noch mehr, die Schmerzen werden stärker. Vielleicht hilft euch ein Kirschkernkissen, der Fliegergriff oder eine Bauchmassage, um den Bauch ein wenig zu entspannen.
- Manchmal muss der Stress auch einfach raus: Dein Baby ist erst 4 Wochen alt und ist noch in der Zeit des „Ankommens“. Da kann es schon sein, dass es sich über seine Erfahrungen im Bauch oder auch bei der Geburt erst einmal ausweinen muss, wenn es hier zu stressigen Situationen kam. Dein Baby braucht dich und eine einfühlsame Begleitung.
- Warum Babys an der Brust unruhig sind: Meist ist es nicht die Milchmenge, die dazu führt, dass dein Baby unruhig ist. Vielleicht hat es einen Wachstumsschub und damit ein erhöhtes Nahrungsbedürfnis, vielleicht ist dein Baby überhaupt anspruchsvoll und hat gar nicht immer Hunger
- KiSS-Syndrom: Das KiSS-Syndrom ist eine Fehlstellung zwischen dem Übergangsbereich der Schädelbasis und den Wirbelgelenken der oberen Halswirbelsäule ausgeht. Auch beim KiSS-Syndrom können (einseitige) Stillprobleme auftreten und Schluckbeschwerden.
Woran du erkennst, dass du genug Muttermilch hast
Es gibt ein paar Punkte, die wichtig sind zu wissen, um beurteilen zu können, ob deine Milch reicht.
In den ersten zwei Lebensmonaten sollte ein Baby zwischen 170g und 320g zunehmen. Wenn dein Baby nur langsam, aber stetig zunimmt, kannst du mit einer Stillberaterin an deiner Seite abwarten und beobachten. Wenn dein Baby jedoch abnimmt oder sich sein Gewicht über mehrere Tage nicht verändert, dann solltest du einen Arzt aufsuchen.
So erkennst du, dass du genug Muttermilch hast:
- Dein Baby hat sechs bis acht nasse Windeln am Tag und regelmäßig 3 Mal Stuhlgang (manche Stillkinder haben mehrmals täglich Stuhlgang, andere Stillkinder nur unregelmäßig)
- Dein Baby nimmt zu
- Dein Baby ist aktiv
- Seine Haut ist elastisch
- Die Schleimhäute sind feucht
- Die Fontanelle ist nicht eingefallen
- Hörbares Schlucken während des Saugens an der Brust (etwa 10 Minuten lang)
- Entspannte Hände, öffnen der Fäuste beim Stillen
Damit du für dein Baby genug Milch hast und es gut gedeihen kann ist wichtig, dass
- Du ihn nach Bedarf stillst
- Du keinen Tee, kein Wasser oder andere Nahrung zufütterst
- Du eine richtige Anlegetechnik hast
- Du es länger anlegst, denn der Fettgehalt der Muttermilch erhöht sich mit der Entleerung der Brust
- Du den Milchfluss unterstützt mit warmen Umschlägen auf der Brust oder Rotlicht
- Du häufiger die Seiten wechselst, wenn dein Kind beim Stillen öfters einschläft
- Du noch Milch abpumpst, um die Milchproduktion zu animieren (diese fetthaltige Milch kann dann mit einem Brusternährungsset zugefüttert werden, oder mit einem Löffel)
- Deine Brüste häufig und gut entleert werden!
Du hast auch geschrieben, dass er an der Brust hängt – Stillberaterinnen nennen das Clusterfeeding. Diese Phasen treten immer wieder einmal auf. Dein Baby trinkt mehr, um die Milchmenge zu steigern und zu sichern, dass genug Milch da ist. Lass diese Phasen zu und vertraue dem Instinkt deines Babys. Es ist wichtig, dass ihr euch dann viel Ruhe gönnt.
Eine Stillberaterin kann dir Tipps geben, wie du die Milchmenge effektiv steigern kannst. Wichtig ist, dass du dein Baby korrekt und nach Bedarf anlegst! Schau nicht auf die Uhr wenn du dein Baby stillst, sondern schau auf die Bedürfnisse deines Babys – manchmal braucht es eben mehr. Stillen nach Bedarf heißt so lange stillen, bis das Baby eingeschlafen ist und sich selbst gelöst hat. Auch das nächtliche Stillen ist unglaublich wichtig, weil hier mehr Prolaktin gebildet wird, das für die Milchbildung eine Rolle spielt.
Vergiss auch nicht auf dich selbst: Achte darauf, dass du genug isst und trinkst: Täglich sollten es mindestens 2,5 Liter Wasser sein! Trage auch keine enge Kleidung und keinen eng sitzenden BH, der die Milchbildung hemmen könnte. Kuschelt viel nackt, weil dann Prolaktin und Oxytocin gebildet werden – diese Hormone sind für eine funktionierende Stillbeziehung wichtig. Schlaft mit eurem Kind gemeinsam in einem Bett, weil es dann auch nachts mehr und länger stillt – keine Sorge, du bist deswegen nicht mehr erschöpft, denn eure Schlafphasen gleichen sich einander an. Probiere es mit Wechselstillen, auch das regt die Milchbildung an. Verzichte auf Schnuller, Stillhütchen, Stillkissen und Fläschchen bis sich eure Stillbeziehung gefestigt hat.
Und bevor du zu einer Flasche greifst: Es gibt Alternativen wie ein Brusternährungsset oder die Möglichkeit des Cup Feeding um eine Saugverwirrung zu vermeiden. Darüber erzählt dir deine Stillberaterin dann mehr.
Du hast auch eine Frage? Dann schreib uns an office@sachen-machen.co.at und wir beantworten deine Frage gerne (natürlich anonym!)