Sophie und Leon waren schon ganz aufgeregt, denn in wenigen Tagen war Heiligabend. Im Adventskalender gab es nur noch ganz wenige Türchen und ihre Wunschzettel ans Christkind hatten die Geschwister auch schon längst abgeschickt. Sophie wünschte sich eine Puppe und ein Spielzeugpferd dazu. Ihr Bruder Leon wünschte sich ein neues Fahrrad. Jeden Tag fragten die beiden ihre Mutter, ob das Christkind denn die Wunschzettel auch wirklich bekommen habe und auch alles bringen würde, was darauf stand. Die Mutter lächelte und sagte, dass es bei Weihnachten nicht auf die Geschenke ankommt, sondern darauf, dass man sich lieb hat. Leon fand das blöd, denn er wollte unbedingt das neue Fahrrad.
Wenige Tage vor dem heiligen Abend saß die Familie nach dem Abendessen noch zusammen und im Fernsehen kamen die Nachrichten. Dort waren Kinder zu sehen, die ganz dünn waren und traurige Gesichter machten. Die Armut wäre schuld, sagte der Mann im Fernsehen.
„Mama, was ist Armut?“, wollte Sophie wissen.
Ihre Mutter hatte gerade angefangen, das Geschirr abzuräumen. Sie kam zurück zum Tisch und setzte sich zu Sophie und Leon.
„Armut ist, wenn man nicht genug Geld hat“, sagte sie.
„Für Geschenke?“, wollte Leon wissen.
„Für alle Sachen“, sagte die Mutter und streichelte ihm über den Kopf. „Wenn man arm ist, dann fehlt es oft an allem: Essen, Kleidung, ein Dach über dem Kopf …“
„Ist Armut auch, wenn man kein Fahrrad hat?“, fragte Leon, aber Sophie knuffte ihn in die Seite.
„Arme Menschen haben sehr wenig“, sagte die Mutter. „Sie brauchen dann Hilfe von anderen Menschen, die ihnen etwas abgeben. Wenn man Menschen hilft, denen es schlecht geht, dann nennt man das Nächstenliebe.“
Sophie überlegte eine Weile, dann sagte sie: „Geht es deshalb bei Weihnachten nicht um Geschenke, sondern darum, dass man sich lieb hat?“
Die Mutter lächelte Sophie an. „Das ist richtig, mein Schatz. Denn Weihnachten ist das Fest der Liebe.“
An diesem Abend schrieb Sophie mit Mamas Hilfe einen neuen Wunschzettel, darauf stand: Liebes Christkind, ich hätte gerne eine Puppe und ein Pferd dazu, aber vor allem wünsche ich mir, dass sich alle Menschen auf der Welt lieb haben, damit es keine Armut mehr gibt!
Deine Sophie