Hilfe, mein Kind macht mich aggressiv!

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Was kann ich tun, wenn mein Kind mich aggressiv macht?

Der Alltag mit Kindern kann das Schönste sein und uns oft ein Lächeln ins Gesicht zaubern. ABER oft ist er auch einfach nur sehr, sehr lang und oft folgt einer Auseinandersetzung gleich der nächste Tobsuchtsanfall. Die Elternschaft ist der vermutlich härteste Job der Welt ist.  7 Tage die Woche und manchmal 24 Stunden sollen wir liebevoll, aufmerksam, vorbildhaft und nett mit unseren Kindern umgehen. Spiegelt das aber die Realität wieder?

Der Alltag sieht anders aus, denn gerade Kinder schaffen es uns so herauszufordern, dass wir am Ende nur noch schreien, weinen und manchmal einfach aggressiv und unsanft werden. Und hinterher fühlen sich Kinder und Eltern einfach nur schrecklich. Was können wir also tun, um diesem Teufelskreis zu entrinnen?

Eltern sein bedeutet mehreren Rollen gerecht zu werden

Irgendwann um 20:00 ist bei fast jedem Menschen das Glas leerer als noch in der Früh. Wir sind müde. Brauchen Pause. Vor allem wenn die Kinder klein sind uns quasi permanent brauchen, sind kurze Ruhepausen im Alltag wichtiger denn je.

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Denn Eltern haben mehrere Rollen, die sie jeden Tag möglichst gut erfüllen wollen:

  • Für ihre Kinder DA-Sein, sie möglichst intensiv auf ihrem Lebensweg begleiten und das Beste für sie schaffen.
  • Einen guten und sicheren Job haben. Den meisten Menschen ist es von Natur aus wichtig, ihre Arbeit möglichst gut und effizient zu verrichten, was den Druck auf die eigene Arbeitsleistung natürlich erhöht.
  • Ein schönes Heim haben. Das umfasst dann natürlich den Haushalt, Reparaturen, und und und.
  • Freunde treffen.
  • Familie treffen.

Die Organisation all der oben genannten Ziele ist eine ziemliche Herausforderung und führt sowohl zwischen den Partnern als auch mit den Kindern oft zu Streit. Stress und Anspannung führen zu einem erhöhten Konfliktpotenzial und wenn dann die Kinder im Alltag oft nicht so „funktionieren“ wie wir Eltern uns das vorstellen und unser Glas an Energie immer leerer wird, dann kracht es und wir schreien und toben. Sowohl Eltern als auch Kinder.

Was führt zu Konflikten?

Fast jede kindliche Entwicklungsphase hat als Begleiterscheinung ein forderndes oder schwieriges Verhalten der Kinder. Diese Sprünge in der Entwicklung sind meist auch sehr anstrengend für die Kinder selbst. Vor allem auch die berühmte Trotz– oder Autonomiephase ist eine aufreibende Zeit für alle Beteiligten. Als Eltern haben wir das Gefühl, dass unsere Kinder GAR NICHT KOOPERIEREN und wir nur noch NEIN sagen und Drohungen aussprechen müssen („Wenn du dich jetzt nicht sofort anziehst, gehen wir nicht auf den Spielplatz!“ oder „Wenn du das weiter ausspuckst, bekommst du heute nichts mehr zu essen!“).

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Wenn die Bedürfnisse der Eltern unerfüllt sind!

Ein Kind bedeutet für die meisten Eltern, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse vorerst auf Eis legen. In den ersten Wochen nach der Geburt kann es sogar so sein, dass die einfachsten Grundbedürfnisse (ein WC-Gang, Duschen, Essen und ausreichend Trinken) mehr schlecht als recht erfüllt werden können.

Die Natur hat uns Menschen so programmiert, dass wir unser volles Dasein nach unserem neuen, bezaubernden Familienmitglied richten. Aber nach einiger Zeit ist es auch wichtig, dass die Bedürfnisse aller anderen Familienmitglieder genauso erfüllt werden. So sind schon ganz kleine Pausen, wie der halbstündige Friseurtermin für die Mama oder das Feierabendbier für den Papa oft überlebenswichtig, um die richtige Balance in der Familie zu erhalten und zu gewährleisten, dass alle Energie tanken können und glücklich sind mit ihrer Situation. Denn wenn über längere Zeit unsere eigenen Wünsche und Bedürfnisse unerfüllt bleiben, werden wir unglücklich und wer bekommt dann diesen Unmut wieder ab? Die Menschen, die uns am nächsten stehen: unsere Kinder und unser Partner. Was sich meist auch darin äußert, dass uns unsere Kinder aggressiv machen.

Kinder brauchen keine Supereltern

 

Die Autorin, Familienbegleiterin und Bloggerin Susanne Mierau schreibt in ihrem Buch „Geborgen Wachsen“ passend dazu:

„Von Eltern wird oft erwartet, dass sie durch die Elternschaft zu Übermenschen werden, die ihre gesamten bisherigen Bedürfnisse hinter denen des Kindes zurücklassen, weil sie eben nun Eltern sind. […] Doch auch als Eltern sind wir weiterhin Menschen. […] Kinder brauchen keine Supereltern. Sie brauchen Eltern, die gut genug sind. Die auf die Kinder achten, aber die ihnen auch Raum geben für eigene Erfahrungen und den Umgang mit Frustration und negativen Gefühlen.“ (Mierau 2016: 147, 148)

Was ist also zu tun? Nehmt euch mehr Zeit für eure eigenen Interessen, plant kurze Pausen im Alltag ein (und sei es eine 5-minütige Kaffeepause, in der man das Kind bittet einen nicht anzuquatschen ?), verteilt Aufgaben auf andere Familienmitglieder und nehmt öfter Hilfe an. Als Eltern ist die Anforderung, es alleine schaffen zu müssen oft hoch. Davon haben aber unsere Kinder nichts und wir im Endeffekt auch nicht, weil wir überfordert sind. Also sagt lieber einmal mehr JA zu dem netten Essensangebot der Nachbarn oder dem Vorschlag, dass die Kleine doch bei den Großeltern schlafen könnte.

„Wut aufs Kind“ ein Tabuthema?

Ja klar, es ist kein schönes Thema, dass man sein Kind manchmal so gar nicht ausstehen kann, ABER dennoch ist es ok darüber zu sprechen. Denn dann würden viele Eltern merken, dass sie nicht allein sind mit ihren „Alltagsproblemen“ und könnten sich gegenseitig bestärken, dass sie einen verdammt guten Job machen.

Eine Mutter berichtet auf www.stern.de ganz authentisch und offen über Wut gegenüber ihrem Sohn. Sie schreibt:

Man wird wütend. Seit man denken kann, wird man wütend. Man wird wütend auf seine Eltern, erst weil sie einem das Eis, dann die Party nicht erlauben, und später, weil man etwas verstanden zu haben meint. Man wird wütend auf Freunde, die nicht teilen wollen, und später auf Partner, die verletzen, das ist die Liebe.
Man wird wütend auf den Chef, den Hund und die unfreundliche Verkäuferin. Ein Gefühl wie alle anderen auch. Man wird wütend, und Psychologen sagen, das ist gesund, und nach der Wut kommt das leise Erwachen, ein Heilungsprozess, an dem man wächst. Bei unseren Kindern erlauben wir uns die Wut aber nicht; sie sind unschuldig, klein, nicht wehrhaft. Wir dürfen nicht. Sie aber schon.“
Quelle: Stern.de 

Es verdeutlicht, dass wir versuchen gegen eine natürliche Reaktion anzukämpfen. Die Sache ist die, dass Wut und Frust ja ok sind und in unseren Leben ihren Platz haben müssen; es geht darum WIE WIR MIT DER WUT UMGEHEN! 

Strategien, um mit der Aggression umzugehen

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Eine typische Eltern-Alltagssituation: ein Montagmorgen um 7:45. Das Kind schreit zum 2. Mal. Das erste Mal richtete sich der Protest gegen das Zähneputzen, das 2. Mal geht es um die falsche Farbwahl beim Pullover. Der Stresspegel der Eltern ist bereits hoch und der Tag hat gerade erst begonnen. Derartige Situationen können schnell in eine ausgewachsene Aggression gegen unser Kind ausarten. Es gibt einige Strategien, um nicht sofort die Emotionen rauszulassen:

  • Zähle langsam bis 10! Der Stressmoment kann sich beruhigen und wir reagieren nicht so heftig.
  • Atme! Versuche tief ein und aus zu atmen. 5-10 Mal hintereinander. Konzentriere dich ganz auf die Atmung und versuche alles andere auszuschalten. Gib Aggressivität keine Chance.
  • Gehe auf Augenhöhe mit deinem Kind! Es ist vom Körpergefühl leichter von oben herab auf ein Kind einzureden oder anzuschreien, denn unser Kopf sagt uns „es ist ja kleiner als wir“. Gehen wir auf Augenhöhe, können wir unser Kind auf einem Niveau sehen. Wir begegnen ihm mit Respekt.
  • Benenne deinen Ärger! Versuche nicht wild herumzuschreien oder zu toben, aber benenne deinen Ärger mit ICH-Sätzen. „Ich bin gerade wütend, weil….!“…“Ich bin so müde. Bitte entscheide dich nun für einen Pullover.“
  • Bevor du explodierst, frag dich kurz: „Ist mir das gerade wirklich so wichtig, dass ich so stark reagieren muss?“ Denn in Wahrheit ist es doch eigentlich egal, ob das Kind sich einen anderen Pullover aussucht? Müssen wir deshalb zum Streiten beginnen oder ist es in dieser Situation besser loszulassen und sich und dem Kind zu sagen: „Es ist ok!“?
  • Fragt doch mal euren Partner, was er oder sie für Wutstrategien im Laufe seines/ihres Lebens gelernt hat. Als Kind, als Jugendliche/r und im erwachsenen Alter.
  • Die goldene Regel „Behandle andere Menschen so, wie du selbst behandelt werden möchtest“ sollte über jedem Heim stehen. Auch Kinder können diesen Merksatz schon sehr früh verstehen.
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