Für meine Kinder bin ich die beste Mama, die ich sein kann

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Letztens hat mich eine Freundin gefragt: „Sag mal, wie hast du es geschafft, dass deine Kinder so toll wurden?“ Ich war das nicht. Das waren meine Kinder.

Sie wurden so geboren

Ich bin Mutter von drei wundervollen Kindern. Kein Kind gleicht dem anderen, sie sind alle völlig unterschiedlich, haben verschiedene Charaktere und interessieren sich für verschiedene Dinge. Auf ihre ganz besondere Art und Weise ist jedes meiner Kinder für sich wunderbar und gut, so wie es ist. Auf die Frage, wie ich das mache, habe ich geantwortet: „Das war ich nicht. Sie wurden so geboren.“ Ich habe meine Kinder nicht zu wundervollen Menschen erzogen oder gemacht, ich habe kein Geheimrezept. Meine Kinder haben auch keine Knöpfe, an denen ich drehen kann. Stattdessen habe ich mich darauf konzentriert, sie nicht zu verändern und sie so anzunehmen, wie sie sind. Ich sehe mich als Begleiterin.

Alle drei Kinder durften bei uns im Bett schlafen, bis sie bereit waren, alleine zu schlafen bzw. im Geschwisterbett. Sie wurden gestillt, solange es uns damit gut ging. Sie wurden getragen, solange sie wollten. Sie durften selbständig werden – in ihrem Tempo. Ich habe ihre Bedürfnisse ernst genommen und darauf reagiert. Ich  habe ihnen zugehört und versucht zu verstehen. Ich habe mich bemüht, unser Leben so zu gestalten, dass die Bedürfnisse aller Familienmitglieder berücksichtigt werden. Sowohl die Bedürfnisse der Kinder nach Nähe, Sicherheit, Geborgenheit, als auch mein Bedürfnis nach Arbeit und Ausgleich zum Familienalltag. Und Schlaf.

Eine Frage der Prioritäten?

Mir war es immer wichtig, die Bedürfnisse meiner Kinder zu erfüllen – so gut ich konnte. Einfach war das nicht immer, denn drei Kinder mit geringem Altersabstand sind eine Herausforderung. Die ersten Jahre waren nun rückblickend intensiv, stressig, arbeitsreich und manchmal unglaublich ermüdend. Das Leben mit zwei Kindern unter zwei Jahren ist alles andere als einfach. Ich war 24 Stunden am Tag von meinen Kindern in Beschlag genommen. Und ganz ehrlich: Manchmal wäre ich am liebsten schreiend davongelaufen. Ich war seelisch und körperlich fertig. Es gab Zeiten, da habe ich funktioniert, weil es meine Aufgabe und meine Pflicht war – nicht, weil ich mich an meinen Kindern erfreuen konnte. An manchen Tagen wünschte ich mir nur den Abend herbei, bis sie endlich schlafen. Oder dass mein Mann nach Hause kam und ich ihm seine Kinder in die Hand drückte und unter der Dusche verschwand, um mir den Stress runterzuwaschen.  Mir fehlte zum Freuen einfach die Kraft nach durchwachten Nächten und einigen Nervenzusammenbrüchen. Wir haben viel zusammen geweint. Aus Erschöpfung, Verzweiflung und Unsicherheit. Oft habe ich mir die Frage gestellt, ob unser Weg wirklich der richtige ist, wenn ich dann von anderen Familien höre, wie scheinbar „einfach“ es bei ihnen klappt. „Leg dein Kind einfach ins eigene Zimmer. Wirst sehen, dann schläft es durch“. Ich habe es probiert und das Experiment in der ersten Nacht abgebrochen. Mein Kind schlief nicht und ich hatte nicht die Kraft, pausenlos aufzustehen, in  ihr Zimmer zu laufen und sie wieder zu beruhigen. Um dann für 35 Minuten wach im Bett zu liegen und erneut damit zu beginnen.  Mein Mann war mir damals eine große Stütze, denn er hat mich immer darin bestärkt, dass wir es gut machen und auf einem guten Weg sind. Er hat mich unterstützt, wo er konnte, er hat teilweise Nachtschichten übernommen (ja, wir hatten einen Schichtplan) und mich am Wochenende ausschlafen lassen. In Zeiten, in denen ich verzagte, hat er mich in den Arm genommen, mir zugehört, mich wieder aufgebaut und daran erinnert, warum wir das alles machen: Für unsere Kinder. Und weil wir wollen, dass sie in Geborgenheit aufwachsen.

Jedes Kind ist anders und wurde doch gleich geliebt

Meine Kinder wurden alle gleich geliebt. Sie wurden nicht gleich behandelt, denn so würde ich keinem Kind gerecht werden – jedes ist Kind anders und was für das eine Kind passt, muss für das andere nicht stimmig sein. Dennoch entwickelten sie sich alle unterschiedlich und haben andere Wege eingeschlagen. Jedes meiner Kinder ist einzigartig und individuell. Das ist gut so. Und eine Herausforderung.

Auch heute fordern meine Kinder auf ihre ganz eigene Weise. Attachment parenting ist nichts, das mit Ende des Kleinkindalters aufhört. Bis heute bin ich für sie da und erfülle ihre Bedürfnisse. Ihre wirklichen Bedürfnisse, nicht ihre Wünsche – das ist ein großer Unterschied, den ich im Laufe ihrer Entwicklung kennenlernte. Darüber schreibe ich dann ein anderes Mal.  Für meine Kinder so gut wie möglich da zu sein ist für mich das natürlichste auf der Welt und kein Grund, mich in eine Schublade zu stecken.

Ich die Supermutter?

Es stimmt nicht, wenn man mich aufgrund des Weges, den wir uns als Familie gesucht und aufgebaut haben, als „Supermutter“ abstempelt – das klingt so, als würde ich wissen, wie man „es“ richtig macht. Als würde ich alles tun, was meine Kinder wollen. Als würde ich mich für meine Kinder aufopfern. Als würde ich immer alles besser wissen, Nerven aus Stahl  haben und „perfekt“ sein. Das bin ich nicht.Und das möchte ich auch nicht sein.

Ich mache Fehler.

Ich flippe manchmal aus.

Ich urteile zu schnell.

Ich werde manchmal laut.

Ich höre nicht immer zu.

Ich mische mich ein.

Ich erkenne die Bedürfnisse nicht prompt.

Ich bin ungeduldig.

Ich bin manchmal unfair, gemein, nicht gerecht und derzeit vor allem peinlich.

Und wenn ich mir dessen bewusst bin, dann kann ich daran arbeiten, um meinen  Kindern die beste Mutter zu sein, die ich sein kann. Denn genau das möchte ich. Mutter-Sein ist Arbeit, ist Reflexion und auch, sich selbst kennenlernen. Genauso wie Vater-Sein.

Ich investiere gerne viel Zeit in die Beziehung zu Menschen, die ich ein Stück ihres Lebens begleiten darf. Das ist eine große Verantwortung, die mir auch Respekt einflößt.  Beziehungsarbeit ist immer Arbeit – so wie wir die Beziehung zu unserem Partner pflegen oder zu Freunden, pflege ich auch die Beziehung zu meinen Kindern. Denn darauf können sie einmal aufbauen – das ist die Basis für ihr Leben. Und weil ich möchte, dass meine Kinder nicht nur glückliche Kinder, sondern auch glückliche Erwachsene werden, muss ich die Zeit jetzt nutzen.  Daran sehe ich nichts Verwerfliches und nichts, was mich zu einer Supermutter macht. Ich möchte diesem Menschen, für den ich die Verantwortung trage, eine gute Basis für sein Leben mitgeben.

Attachment parenting heißt nicht, sich aufzugeben und nur mehr die Kinder zu sehen, sondern besonders auf seine Ressourcen zu achten. Attachment Parenting meint, die Bedürfnisse aller Familienmitglieder zu beachten, zu erfüllen und ihnen mit Respekt zu begegnen.

Und wenn dieses Gleichgewicht hergestellt ist, dann wirkt es nach Außen vielleicht so, als wäre alles so einfach.

 

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