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Ein weiteres Kind soll in die Familie geboren werden – ein großes Ereignis auch für Geschwisterkinder! Sowohl die Erwachsenen als auch die Kinder haben Vorstellungen, Bedürfnisse, Ängste und Sorgen, wenn Familienzuwachs kommt. Ist ein Geschwisterchen noch in Planung, treten viele Fragen auf. Einigen von ihnen wollen wir hier auf den Grund gehen.
Warum brauchen Kinder andere Kinder?
In den früheren Großfamilien ging es immer turbulent zu und die Kinder waren mitten im Geschehen. Sie hatten mehrere Bezugspersonen und waren nicht ausschließlich auf Erwachsene fixiert, da sie sich untereinander zu beschäftigen wussten. Mit Konflikten innerhalb der Familie lernten sie gemeinsam gut umzugehen.
In der heutigen Kleinfamilie leben Kinder isoliert und werden in ihren sozialen Erfahrungen eingeschränkt. Kinder lernen von Kindern durch Nachahmung besser als von Erwachsenen. Mütter, deren Kinder bereits in den Kindergarten gehen, wissen darüber Bescheid. Die dort geschlossenen Freundschaften und die Akzeptanz, die dem Kind unter anderen Gleichaltrigen zugesprochen wird, führen dazu, dass es lernt, sich selbst einzuordnen. Dies ist wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung und das Selbstbewusstsein. Einzelkinder brauchen deshalb eine gute soziale Anbindung durch Eltern-Kind-Gruppen, häufige Spielplatzbesuche oder den Kindergarten.
Mehrkind-Mütter wissen, dass die jüngeren Kinder in ihrer Entwicklung von älteren Geschwistern profitieren, indem sie von ihnen lernen. Geschwister gehen gemeinsam auf Entdeckungsreise und tragen wechselseitig neue Ideen heran. Einmal sind sie ein Team, dann zanken sie sich wieder. So lernen sie sich durchzusetzen oder nachzugeben und suchen Lösungen für die aufgetretenen Konflikte. Sie erwerben im Umgang miteinander die Grundlagen sozialer Kompetenz.
Geschwisterbeziehungen sind von der emotionalen Ambivalenz zwischen positiven und negativen Gefühlen füreinander geprägt. Im besten Fall sind Geschwister Vertrauenspersonen und fühlen sich gegenseitig verpflichtet, im schlechtesten Fall zieht sich Streit bis ins Erwachsenenleben hinein und wird nie bereinigt. Man darf nicht vergessen, dass man sich seine Geschwister nicht aussuchen kann! Diese Verbindung kann nicht beendet werden und ist die ausgedehnteste und längste Beziehung im Leben eines Menschen.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für ein Geschwisterkind?
Wenn man Eltern mit mehreren Kindern befragt, wann der ideale Zeitpunkt für einen Familienzuwachs sei, wird man die unterschiedlichsten Antworten erhalten. Einige schwören auf einen kurz bemessenen Altersabstand, andere wiederum auf einen längeren. Wann der der richtige Zeitpunkt für ein Geschwisterkind ist, kann jedoch niemand beantworten – außer man selbst. Im Vordergrund stehen letztendlich deine Bedürfnisse und die deiner Familie. Einige Denkanreize können jedoch dabei behilflich sein, eine richtige Entscheidung für die gesamte Familie zu treffen:
Wie fühlst du dich derzeit in deiner Mutterrolle? Kommst du momentan an deine Grenzen und sehnst du dich nach einer Ruhepause? Vielleicht wäre es dann eine gute Idee, diesem Bedürfnis nachzukommen, Kraft zu tanken und dann erst ein weiteres Kind zu bekommen.
Empfindest du dein erstes Kind als pflegeleicht? Möchtest du recht bald mit dem Kinderwunsch und der Familienplanung abschließen? Willst du möglichst ohne eine weitere Babypause in deinen Beruf zurückkehren? Tickt die biologische Uhr? Dann wäre ein knapper Altersunterschied erstrebenswert.
Der Gedanke an ein zweites Kind ist oft nicht vorhanden, wenn Mütter aus finanziellen Gründen wieder früh zu arbeiten beginnen. Andererseits bekommen Frauen, die sich ihres Arbeitsplatzes sicher sind, ihr zweites Kind häufig ziemlich rasch nach dem ersten.
Je älter Kinder sind, umso besser kommen sie mit einem Geschwisterchen zurecht. Eifersucht und Neid unter Geschwistern sind ab einem Abstand von vier bis fünf Jahren nicht mehr so ausgeprägt. Das ältere Kind kann sich fürsorglich bei der Pflege des Babys beteiligen und manches sogar selbst erledigen. Wenn das Kind bereits im Kindergarten ist, hast du Zeit dein Neugeborenes besser kennen zu lernen und auch ihm die ungeteilte Zweisamkeit zukommen zu lassen.
Ob Kinder mit einem geringeren Altersunterschied wirklich besser miteinander spielen können oder im späteren Leben gut miteinander zurechtkommen, hängt jedoch nicht allein vom Altersunterschied ab, sondern auch von der Persönlichkeit der Kinder.
Neid unter Geschwistern?
Es gibt kaum ein Kind, das sich im Vergleich zu seinen Geschwistern gerecht behandelt fühlt. Egoismus den Geschwistern gegenüber ist im Tierreich eine überlebensnotwendige Eigenschaft. Auch wir Menschen tragen dieses Erbe in uns, auch wenn es in unserer heutigen Gesellschaft nicht mehr gebraucht wird. Die heutigen Eltern bemühen sich, jedes Kind gleich zu behandeln, unabhängig von der Rangfolge. Allerdings zeigen Studien, dass es Einflussfaktoren gibt, die den Erst-, Mittel- oder Letztgeborenen unterschiedliche Chancen einräumen. Beispielsweise beeinflussen Geschlecht, Altersabstand, körperliche Unterschiede und die Beziehung der Eltern untereinander die Rolle, die ein Kind im späteren Leben einnehmen wird. Jedoch werden in den meisten Studien nur Differenzen berücksichtigt, die anhand von Intelligenz und Charakter der Probanden ersichtlich sind.
Diese Rollen werden bei jedem Kind neu definiert und sind auch für das spätere Leben entscheidend. Es ist also kein Zufall, dass Erstgeborene und Einzelkinder häufiger in Führungspositionen zu finden sind. Der Erstgeborene wurde früher als „Stammhalter“ gesehen und hatte immer eine besondere Stellung in der Familie, dies blieb bis heute bestehen. Dagegen werden mittlere Kinder statistisch gesehen am häufigsten zeitlich und finanziell benachteiligt. Mittelkindern wird nachgesagt, dass sie gut vermitteln können, umgänglich sind, früher das Elternhaus verlassen und besondere Begabungen in einem Spezialgebiet entwickeln. Letztgeborene, auch bekannt als „Nesthäkchen“, werden oft weniger streng behandelt und erben meist schon alles, was sie brauchen, von den älteren Geschwistern. Sie bekommen von vornherein mehr Aufmerksamkeit, die noch größer wird, sobald die älteren Geschwister aus dem Haus sind. Eigenschaften, die sie u.a. charakterisieren: rebellisch, kontaktfreudig, innovativ.
Der beste Zeitpunkt, um Eifersucht zwischen den Geschwistern vorzubeugen, ist bereits in der Schwangerschaft. Der Familie sollte bewusst sein, dass es Neid gibt und er auch völlig natürlich ist. Wie ausgeprägt die Eifersucht auf das Geschwisterkind sein wird, hängt jedoch von der Persönlichkeit und dem Alter des Kindes ab. Je energischer ein Kind ist, umso energischer wird auch sein Neidverhalten sein. Ein älteres Kind kann Eifersucht bereits verbal ausdrücken, mit ihm kann gemeinsam eine Lösung für das Verhalten gesucht werden. Ein jüngeres Kind hingegen ist sich seines Gefühlsausbruches und dessen Wirkung nicht bewusst und braucht eine angemessene Begleitung, um damit zurecht zu kommen.
Um Eifersuchtsszenarien begleiten zu können und eine realistische Einschätzung der Lage zu bekommen, ist es wichtig, die Situation aus den Augen des Kindes zu betrachten. Vielleicht hat sich das Kind schon auf sein Geschwisterchen gefreut und ist enttäuscht, dass es dann doch nicht gleich mit ihm spielen konnte. Oder dem älteren Kind wird nach der Geburt des Babys zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, weil jeder Besuch, der kommt, nur den Neuzugang begrüßt. Eine solche Kränkung ist natürlich ernst zu nehmen, dennoch bleibt dem Kind diese Erfahrung letztendlich nicht erspart und ist für sein gesamtes Leben prägend.
Wie bereite ich mein Kind am besten auf sein Geschwisterchen vor?
Ideal wäre es, das Kind bereits in der Schwangerschaft, am besten nach dem dritten Schwangerschaftsmonat, in den neuen Umstand mit einzubinden. Dabei sind Bücher hilfreich, die dem Kind alles rund um die Geburt des Geschwisterchens und die Zeit danach näher bringen. Schön ist es auch, das Kinderzimmer gemeinsam zu gestalten oder Willkommensgeschenke für das Baby zu basteln. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt!
Kinder brauchen realistische Vorstellungen darüber, wie es nach der Geburt des Babys sein wird. Vorrangig braucht das Neugeborene die Nähe der Mutter und Nahrung, also kann das größere Kind nicht sofort mit dem Geschwisterchen spielen, wie es vielleicht glaubt. Je ehrlicher über die Veränderungen gesprochen wird, umso geringer wird eine mögliche Enttäuschung für das Großkind sein. Aber auch die Eltern stellen sich oft die Zeit nach der Geburt einfacher vor, als sie dann tatsächlich ist. Einige Kinder reagieren mit Ablehnung gegenüber dem Ungeborenen, die normal und verständlich ist. Das bedeutet nur, dass sie um die ungeteilte Liebe der Eltern bangen.
Vor der Ankunft des Babys sollten die anstehenden Veränderungen mit allen Familienmitgliedern besprochen werden. Schon in der Schwangerschaft kann der Papa oder eine andere nahestehende Person mehr Zeit mit dem Kind verbringen und so zu einer wichtigen Vertrauensperson für das Wochenbett werden, wenn Mama hauptsächlich mit dem Baby beschäftigt ist. Auch geben vertraute und wichtige Rituale, wie beispielsweise die tägliche Gute-Nacht-Geschichte, dem Kind zusätzlichen Halt und sollten nach der Geburt wie gewohnt weitergeführt werden.
Kinder mögen es, den Eltern zu helfen, und freuen sich über Aufgaben, die sie eigenständig erledigen können. So wird auch die Ankunft eines neuen Geschwisterchens erleichtert, indem das große Kind sich in seine Versorgung und Pflege eingebunden fühlt. Je nach Alter kann es einfache Handlangerarbeiten machen oder sogar beim Wickeln des Babys behilflich sein. Zuletzt darf nicht vergessen werden, dass Kinder auch Zeit benötigen, in der sie die Mama ganz für sich ohne Geschwisterchen haben. Älteren Kindern könnte ein Tag im Monat nur mit Mama angeboten werden.
Der Königsweg besteht darin, das Kind selbst nach seinen Bedürfnissen zu fragen. Viele Eltern werden erstaunt sein, wie präzise Kinder ihre Wünsche formulieren können!
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