Babys schreien. Auch dein Baby schreit. Manche Babys schreien besonders viel, manche weniger.
Schreien Babys um uns zu ärgern?
Nein! Natürlich nicht! Hinter jedem Schreien steckt ein Bedürfnis.
Schreien ist der letzte Ausweg, die letzte Möglichkeit für ein Baby, sich mitzuteilen. Babys schreien auch, weil sie Erlebtes verarbeiten müssen. Oder weil es ihnen manchmal zu viel ist.
Eines gilt immer: Dein Baby schreit, wenn du seine bisherigen leisen Signale nicht wahrgenommen hast.
Jedes Baby zeigt zuerst leise, was es braucht, welches Bedürfnis es hat.
Es ist eine kleine Bewegung, eine kleine Geste, eine Veränderung der Mimik.
Nicht immer bekommen wir diese Zeichen und Veränderungen gleich mit. Das ist normal. Dein Baby ist gut ausgerüstet: Es weiß, wie es deine Aufmerksamkeit bekommt.
Zuerst wird es quengeln, raunzen, wimmern. So merkst du, dass es deine Hilfe braucht.
Und irgendwann wird dein Baby weinen, es wird schreien und lautstark auf sich aufmerksam machen.
Dein Baby muss ja sicherstellen, dass es versorgt wird und nicht alleine ist.
Zu Beginn fällt es dir noch schwer, die Signale zu deuten und zu verstehen, was dein Baby braucht.
Aber du kannst dir sicher sein, dass du nach ein paar Wochen weißt, was das Weinen deines Babys bedeutet. Du hörst schon am Weinen, was es braucht. Das ist dein Instinkt, das ist eure Beziehung, eure Bindung, die langsam entsteht.
So kannst du prompt und zuverlässig auf die Bedürfnisse deines Babys eingehen.
Eine junge Mutter in Australien, Priscilla Dunstan, erkannte, dass nicht nur ihr Baby, sondern auch alle anderen Babys immer wieder 5 Laute formten – abhängig vom jeweiligen Bedürfnis. Die junge Mutter konnte so besser verstehen, was ihr Baby braucht. Und nicht nur ihr Baby machte diese Laute, sondern auch andere Babys. Forschungen bestätigten die Entdeckung von Priscilla Dunstan – Babys auf der ganzen Welt formen dieselben Laute.
Auch du kannst dein Baby verstehen lernen.
Ein wenig Übung braucht es schon, damit du deine Ohren auf die Laute deines Babys einstimmst.
Und das sind die 5 Wörter, die du kennen musst, bevor dein Baby geboren wird:
- Neh – Ich habe Hunger
- Owh – Ich bin müde
- Eh – Ich muss aufstoßen
- Eairh – Ich habe Bauchweh
- Heh – ich fühle mich unwohl
Klingt verrückt? Im ersten Moment vielleicht schon. Aber nimm dir noch ein paar Minuten Zeit und schaue dir dieses Video an:
Hast du den Unterschied gehört? Verblüffend oder? Wenn du ganz genau hinhörst, dann hörst du die Laute! Wenn du dir jetzt sagst, das schaffe ich nie, dann probier es aus.
Es gibt Spielgruppen, die du auch als Schwangere besuchen kannst.
Davon profitierst du, denn du siehst andere Mütter beim Stillen, im Umgang mit ihrem Baby, wie sie es halten, trösten, begleiten. Diese Erfahrungen sind wichtig, denn zu Beginn wirst du wahrscheinlich unsicher sein. Warum? Weil es heutzutage selten wurde, schon vor der Geburt des eigenen Kindes viel und engen Kontakt zu Neugeborenen zu haben. Dabei lernen wir Menschen durch Nachahmung, wir brauchen Vorbilder, die uns zeigen, wie es geht. Was normal ist.
Alleine durch diese Erfahrung können z.B. Stillprobleme vermindert werden!
Und du kannst nebenbei üben herauszuhören, ob du am Weinen erkennst, was das Baby braucht. Natürlich nutzen Babys nicht nur ihre Stimme, sondern auch Mimik und Gestik, um auf ein Bedürfnis aufmerksam zu machen.
- Neh – Ich habe Hunger
Wenn ein Baby Hunger hat, dann erwartet es, saugen zu dürfen.
Mit dem Saug- und Schluckreflex wird es bereits geboren.
Bevor das Baby als weint, sucht es. Es schaut also, ob sich in der Nähe schon Nahrung befindet.
Es sucht die Brust.
Dabei dreht es den Kopf hin und her.
Sein Mund öffnet sich.
Die Zunge streicht über die Lippe.
Das Baby saugt und schmatzt an seinen Händen.
Wenn es schmatzt, hat der Saugreflex eingesetzt. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, das Baby an der Brust anzulegen oder ihm die Flasche zu geben.
Der Hunger ist ja, aber es weint noch nicht.
Du kannst dein Baby in Ruhe anlegen.
Wenn es weint, kann das Anlegen schwieriger werden, weil sich dein Baby erst beruhigen muss.
Wenn dein Baby nun weint, hörst du ein Neh – die Zunge stößt gegen das Gaumendach und formt so das „N“. Beruhige dein Baby und lege es an.
Eine kurze Brustmassage hilft, damit die Milch schneller fließt.
Achte darauf dein Baby schon bevor es weint zu stillen oder zu füttern.
- Owh – Ich bin müde
Babys können schlafen. Sogar sehr gut. Sie müssen es nicht lernen. Sie schlafen nur anders als wir Erwachsene. Und sie schlafen gerne in Gesellschaft.
Alleine zu schlafen gehört nicht zu den Stärken eines Babys. Und das ist gut so!
Ein Baby, das alleine liegt, könnte vergessen oder gefressen werden – heute ist das ungefährlich, aber dein Baby weiß das nicht. Dein Baby ist ein kleiner Steinzeitmensch.
Deshalb schläft es am besten, wenn es in deiner Nähe ist. So kann es entspannen.
Wir Erwachsene haben es vielleicht anders erwartet. Wir haben uns vorgestellt, wie das Baby nachts friedlich in seinem Gitterbett schlummert. Und wir haben uns vorgenommen, dass es sicher nicht bei uns im Bett schläft. Aber Babys schlafen eben anders – darauf müssen wir uns einlassen. Babys schlafen vor allem dann gut, wenn sie müde sind – klingt logisch, ist aber in vielen Familien ein großes Thema, wenn sich der Zeiger gen 20 Uhr bewegt und das Kind noch immer wach ist.
Schlafenszeit. In anderen Kulturen ein Fremdwort.
Babys schlafen, wenn sie müde sind. Dann reibt sich dein Baby vielleicht ein Auge. Es kratzt am Kopf oder zieht am Ohr. Es gähnt. Und beim Gähnen formt sich ein „Owh“ – dein Baby sagt dir, dass es müde ist. Jetzt ist der richtige Moment, dein Baby in den Schlaf zu begleiten: Es zu stillen, zu tragen, ihm etwas vorzusingen, zu kuscheln.
- Eh – Ich muss aufstoßen
Luft, die sich im Magen sammelt, kann drücken. Sehr sogar. Wenn dein Baby liegt, kann die Luft nicht nach vor und nicht zurück. Dein Baby windet sich, weil es die Luft loswerden möchte. Dein Baby weint.
„Eh“ hört sich gepresst an und kommt mehrere Male hintereinander. Dein Baby möchte aufstoßen.
- Eairh – Ich habe Bauchweh
Die Dunstan Baby Language lehrt, dass Eairh für Blähungen steht.
Besonders abends. Die abendlichen Schreistunden sind ein Phänomen westlicher Babys. Ursprünglich lebende Völker kennen dieses exzessive Schreien nicht.
Z.B. die Yequana-Indianer, wie Jean Liedloff in unserem Buch „Auf der Suche nach dem verlorenen Glück“ geschrieben hat. Und wenn man auf Forschungen blickt sieht man, dass das abendliche Weinen nicht immer mit Koliken zusammenhängt.
Natürlich können Bauchschmerzen dazukommen, denn wenn dein Baby viel weint, schluckt es Luft. Die tut im Bauch dann weh. Aber Bauchschmerzen sind nicht immer die Ursache für abendliches Weinen.
Warum sich Schreien nicht durch Bauchschmerzen/Koliken erklären lässt
Wenn du „Eairh“ bei deinem Baby hörst, dann gib deinem Baby viel Körperkontakt, massiere es sangt, trage es nahe an deinem Körper, stille oder füttere dein Baby nach Bedarf und hilf ihm, Blähungen durch Abhalten loszuwerden.
- Heh – Ich fühle mich unwohl
Wenn sich dein Baby unwohl fühlt, sagt es „Heh“. Das kannst du gut beobachten: Setze dich an einem Samstag Morgen ins schwedische Möbelhaus oder in ein großes Kaufhaus, in die Nähe der Kinderabteilung und höre zu.
Schnell wirst du Babys hören, die „Heh“ weinen:
- Weil sie überreizt sind.
- Weil sie sich im Kinderwagen liegend vor den Reizen nicht schützen können.
- Weil ihnen gerade alles zu viel ist.
- Weil ihnen zu heiß ist.
„Heh“ ist ein gutes Wort um zu verstehen, wann es deinem Baby genügt, wann es ihm zu viel wird.
Wenn dein Baby weint, dann steckt dahinter ein Bedürfnis.
Dein Baby weint nicht, um dich zu ärgern. Das kann es noch gar nicht, weil sein Gehirn dafür noch nicht ausgereift ist. Dein Baby braucht dich und ist darauf angewiesen, dass du seine Bedürfnisse erfüllst. Damit kannst du dein Baby auch nicht verwöhnen – keine Sorge.
Verwöhnen: Kein Kind muss lernen, allein zurecht zu kommen!
Zu wissen, was dein Baby braucht ist viel Wert, um schnell angemessen reagieren zu können. Also höre deinem Baby zu und beobachte es. Lerne durch zuhören die Bedürfnisse deines Babys zu verstehen.
Beginne ab dem ersten Tag deinem Baby zuzuhören und achtsam mit ihm umzugehen. Diese Bindung, die zwischen euch entsteht, wird ein Leben lang halten.
Quelle:
Priscilla Dunstan: Child Sense: How to Speak Your Baby’s Language: the Key to Successful Parenting from Birth to Age 5 (English Edition)
Karlton Terry: Vom Schreien zum Schmusen, Vom Weinen zur Wonne: Babys verstehen und heilen
Harvey Karp: Das glücklichste Baby der Welt: So beruhigt sich Ihr schreiendes Kind – so schläft es besser
uchfinde den beitagsehr hilfsbereit für frische Mamis